18 überholt 18

Veröffentlicht: 5. Oktober 2023 in Bahn und Wahn, Rolands Tagebuch
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Donnerstag, 5. Oktober 2023 – Liebes Tagebuch!

Mein neuer Dienstausweis von gestern hat mir heute tatsächlich die Türen zum neuen Pausenraum geöffnet. Aber das ist nicht, was ich Euch eigentlich heute erzählen möchte, sondern dieses Erlebnis hier. Dazu hole ich aber ein bisschen weiter aus, damit auch Bahnmuggel verstehen, worum es geht:

Da ich ja EBO-Ausbildung habe, um auch auf den Eisenbahn-Strecken der HGK nach Bonn fahren zu dürfen, fahre ich die 18 gewöhnlich rechtsrheinisch nur bis Buchheim Herler Straße, denn zu meinen Urzeiten startet die „lange 18“ nach Brühl-Schwadorf und Bonn gewöhnlich dort. Die „kurze 18“, die zwischen Thielenbruch und Köln-Klettenberg pendelt, habe ich daher vergleichsweise selten. Heute vormittag war aber mein erstes Dienststück die 18 nach Thielenbruch und von dort nicht nur bis Klettenberg, sondern weiter auf die Eisenbahnstrecke bis Brühl-Vochem und dann links über die Querbahn in den Betriebshof Wesseling. Also ein Verstärkerzug, der nach dem morgendlichen Berufsverkehr von der Strecke einfahren soll.

Ich kam also mit nur 1 Minute Verspätung von Thielenbruch nach Buchheim. Normalerweise wäre ich daher locker vor der „langen 18“ gewesen, allerdings meinte der SWB-Kollege der „18 Bonn“, er könne ja 2-3 Minuten vor seiner planmäßigen Abfahrtzeit aus der Wendeanlage herausfahren. Ich stand also vor Rot und schaute zu, wie er vorne in der Haltestelle seine zu frühe Zeit abtrödelte. Bei einer Minute zu früh würde ich nichts sagen, denn das mit den sich gegenseitig störenden Ein- und Ausfahrten in die Wendeanlage Buchheim ist schon nicht ganz ideal. Aber 2 oder 3 Minuten und vor dem planmäßigen Vorgängerzug, das ist eindeutig zu viel.

Also drückte ich den Funkknopf und ein paar Minuten später informierte ich die Leitstelle, dass ich nun bereits 4 Minuten Verspätung habe, weil die Bonner 18 zu früh auf die Strecke gefahren ist. Bis Vochem würde ich dem nun hinterher schleichen müssen. Und daher machte ich folgenden Vorschlag:

Vielleicht könnte man mich ja vor dem Ebertplatz überholen lassen? Nicht nur, damit der Kollege was lernt, 🤭 sondern vor Allem natürlich, damit meine von Köln-Thielenbruch, Dellbrück, Holweide kommenden Fahrgäste spätestens in Brühl-Vochem, wenn ich auf die Querbahn abbiege, den planmäßigen Anschluss an die Bonner 18 haben können. 😇

Und zu meiner Überraschung und Freude nahm die Leitstelle diese Idee bereitwillig auf. Zwischen Reichenspergerplatz und Ebertplatz liegt eine Ausweich-Möglichkeit, wo z.B. auch mal ein defekter Zug abgestellt werden kann. Und dort wurde die Praecox-18 vor Rot angehalten und ich fuhr links an ihr vorbei. Natürlich habe ich die Fahrgäste darauf hingewiesen, dass wir gerade die Bonner 18 überholen, damit auch die vor Buchheim Zugestiegenen diesen Zug erreichen können. Kundenservice ist wichtig – und außerdem wollte ich nicht, dass der Bonner Kollege mein allzu breites Grinsen sieht, weshalb ich mich lieber über das Mikrofon gebeugt habe…

Kommentare
  1. Tim Lund sagt:

    Das erinnert an ein großes Schiebepuzzle, und die Leitstelle darf es spielen!

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